Kreisverband Werra-Meissner

Der Wolf ist nicht Ursache der schwindenden Artenvielfalt

16. Januar 2023 | Artenvielfalt, Lebensräume, Wolf, Wälder, Naturschutz

BUND Stellungnahme zu Artikeln in der HNA zum Thema Wolf. Der BUND Werra Meißner begrüßt die Rückkehr des Wolfes ausdrücklich. Sie zeigt an, dass wir in einer strukturreichen, vielfältigen Landschaft leben, in der auch ein vierbeiniger Jäger seine Überlebensnische findet. Wir sollten alles dafür tun, das Zusammenleben von Mensch und Natur für beide Seiten erfolgreich zu gestalten.

Wolf im Schnee schaut hinter einem Baum hervor Wolf  (Madeleine Lewander / pixabay.com)

Der BUND Werra Meißner begrüßt die Rückkehr des Wolfes ausdrücklich. Sie zeigt an, dass wir in einer strukturreichen, vielfältigen Landschaft leben, in der auch ein vierbeiniger Jäger seine Überlebensnische findet. Wir sollten alles dafür tun, das Zusammenleben von Mensch und Natur für beide Seiten erfolgreich zu gestalten.

Auf Unkenntnis beruht die Behauptung, dass der Wolf die Artenvielfalt beeinträchtige – das Gegenteil ist der Fall und ihr Rückgang hat ganz andere und viel gravierendere Ursachen.

Während unsere Wälder unter deutlich zu hohen Schalenwilddichten leiden, versäumt es die traditionelle Jägerschaft nahezu hessenweit, eine dem Wald gewogene Jagd umzusetzen. Es ist keinesfalls ein Wunder, dass sich die großen Beutegreifer – wie etwa Wolf oder Goldschakal – bei uns einfinden. Sie leben bei uns im Schlaraffenland mit einer in der Geschichte nie da gewesenen Dichte an Beutetieren.

Bei den Wolfsrudeln in Deutschland machen Rothirsch und Wildschwein je rund ein Fünftel der Beutetiere aus. Damit ist der Wolf der derzeit einzige natürliche Feind des Rot- und des Schwarzwildes. Die größte Bedeutung als Beutetier hat jedoch das Reh, das rund die Hälfte der Nahrung ausmacht. Durch den Einfluss des Wolfes auf die Schalenwilddichten ist er ein ökologisch ausgesprochen wertvoller Helfer für die dringend notwendige Entwicklung naturnaher, artenreicher und damit klimastabiler Mischwälder.

Die ökologisch stabilsten und ökonomisch ertragreichsten Wälder Europas findet wir heute in Bosnien. Dort gilt die Volksweisheit: „Wo der Wolf jagt, gedeiht der Wald“.

Wer nach Abschuß von Wölfen verlangt, sollte sich zunächst informieren über die Faktenlage: Es gibt keinen einzigen belegten Fall von Wolfsangriffen auf Menschen, die Sorge ist also unberechtigt. (Ganz anders die Statistik bei Hunden: Im Jahr 2019 starben z.B. in Hessen 7 Menschen durch Hundebisse).

Zum Verhaltensrepertoir von Wölfen gehört allerdings ein oftmals Angst auslösendes Verhalten: Der Wolf ist neugierig, fühlt sich durch Menschen nicht bedroht und entfernt sich deshalb nur gemächlich, nachdem er sich versichert hat: Dieses „Lebewesen“ gehört nicht zu meinem Beuteschema.

Damit dieses auch in Zukunft so bleibt, bedarf es allerdings noch viel Aufklärung und Verhaltensänderung bei uns Menschen:
Unbedingtes Fütterungs-, Anlockungs- bzw. Gewöhnungsverbot an den Menschen gehören ebenso dazu wie Aufklärung über das richtige Verhalten bei Begegnung mit diesen imposanten und klugen Neuankömmlingen in unserer Region.

Nicht zuletzt sind Herdenschutzmaßnahmen nötig, auch und vor allem, um unsere strukturreiche Landschaftsvielfalt zu erhalten:
Diese soll der Staat finanzieren, denn die nötigen Mehraufwendungen sollten nicht auf die Weidetierhalter*innen verlagert werden.
Wölfe, die den Herdenschutz nachweislich überwinden, sollen auch entnommen werden können. Hierzu gibt es einen gemeinsamen Leitfaden aller Bundesländer und der Bundesregierung. Die behauptete Regelungslücke gibt es also nicht.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können wir ohne Angst den Gewinn für unsere Natur genießen: Der Wolf als Helfer für den Erhalt der Artenvielfalt in unserer Region. Andere (Bundes-) Länder machen vor, wie es gehen kann.

 

Alle Fakten nachzulesen unter:

https://www.bmuv.de/faq/ist-der-wolf-gefaehrlich-fuer-den-menschen

https://www.dbb-wolf.de/mehr/faq/sind-woelfe-fuer-menschen-gefaehrlich

https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum

http://woelfeindeutschland.de/woelfe-in-der-naehe-zu-menschen/

 

Für den Vorstand:
Wolf von Bültzingslöwen

 

Die Stellungnahme nimmt Bezug auf folgende Artikel in der HNA:

https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/fdp-fordert-abschuss-von-woelfen-92019207.html

https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/waldkappel-ort119904/muffel-und-rotwild-nahezu-weg-jagdpaechter-waldkappel-91998447.html

Zur Übersicht